In Kürze

Augenklinik Stralsund
Praxis
Dr. med. M. Fechner


Hanseklinikum Stralsund
Große Parower Straße 47
18435 Stralsund


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Fax: 03831 / 380003

Die Netzhaut ist für das Auge, was der Film für die Kamera ist; die Netzhaut erzeugt die Bilder, die über den Sehnerven an das Gehirn weitergeleitet und von diesem als solche wahrgenommen werden. Die Netzhaut besteht aus vielen Millionen Sinneszellen (Photorezeptoren), die von außen nach innen an Zahl zunehmen; die Netzhautmitte (Makula) weist die höchste Dichte an Sinneszellen auf.
 
a) Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)
Entsprechend ihrer extrem hohen Leistungsfähigkeit ist die Netzhautmitte besonders empfindlich und nicht selten einem altersbedingten Abnutzungsprozeß (trockene AMD) ausgesetzt, der in den meisten Fällen durch Untergang von Sinneszellen zu einer mehr oder weniger fühlbaren Minderung der Sehschärfe führt, jedoch die Lesefähigkeit als solche in der Regel nicht gefährdet. Bisher ist kein Mittel bekannt, das gegen die trockene AMD sicher wirksam wäre.
 
In bestimmten Fällen nimmt die AMD eine andere, aggressivere Verlaufsform an (feuchte AMD), bei welcher es zum Austritt von Blutbestandteilen unter und in die Netzhautmitte kommt, wodurch diese ihre Funktion innerhalb weniger Wochen verlieren kann. Die feuchte AMD kündigt sich dem Patienten dadurch an, daß er gerade Linien nicht mehr gerade, sondern verbogen oder verzerrt sieht; später wird in der Gesichtsfeldmitte eine Zone unscharfen Sehens wahrgenommen, bevor schließlich an der Stelle, die man gerade anzuschauen versucht, nur noch ein grauer Fleck gesehen wird.

Die frisch aufgetretene feuchte AMD ist ein Notfall; ein Patient der bei sich die beschriebenen Symptome beobachtet, sollte am nächsten Arbeitstag einen Augenarzt aufsuchen und auf einer Untersuchung des Augenhintergrundes bei erweiterter Pupille bestehen. Denn die feuchte AMD ist meistens umso besser zu behandeln, je früher sie erkannt wird.
 
 Zur Behandlung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung:

- Laserkoagulation
- Wärmebehandlung (Transpupilläre Thermotherapie)
- medikamentöse Behandlung durch intraokulare Injektion gefäßabdichtender Wirkstoffe (intravitreale operative Medikamenteneingabe, IVOM) wobei die letztgenannte Maßnahme die bei weitem erfolgreichste und gebräuchlichste Therapieform darstellt.

Die Entscheidung über Art und Dauer der Behandlung dieser chronischen Erkrankung kann nur im Rahmen einer gründlichen Augenuntersuchung entschieden werden, zu der auch die Optische Kohärenztomographie (OCT) gehört, ein besonders modernes und aussagekräftiges, bildgebendes Verfahren unter Verwendung eines Laserscanners, welches gegenwärtig (2015) noch nicht zur Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen gehört, und dessen Kosten daher vom Patienten selbst zu tragen sind.
 
b) Diabetische Netzhautleiden; andere Durchblutungsstörungen
Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist eine Erkrankung, die den gesamten menschlichen Körper in Mitleidenschaft ziehen kann. Mit zunehmender Krankheitsdauer sind die Augen überproportional häufig betroffen; jeder zweite Diabetiker hat nach fünfzehn Jahren Krankheitsdauer ein diabetisches Netzhautleiden (diabetische Retinopathie).

Es werden zwei Verlaufsformen unterschieden, die sich jedoch oft überschneiden und gegenseitig in unguter Weise ergänzen können:

- die diabetische Retinopathie im eigentlichen Sinne betrifft die Netzhaut als Ganzes und zeichnet sich durch Störungen der Durchblutung aus; manche Blutgefäße werden porös und undicht, andere verschließen sich. Kommt es zu einer krankheitsbedingten Minderdurchblutung größerer Netzhautbereiche, so wachsen neue Blutgefäße auf der Netzhaut (Neovaskularisationen), die zu spontanen Einblutungen in das Auge, zu einer Netzhautablösung und schließlich zur vollständigen Erblindung des Auges führen können.
- die zweite Verlaufsform betrifft die Netzhautmitte (diabetische Makulopathie); durch Flüssigkeitsaustritt aus erkrankten Blutgefäßen oder durch Verschluß derselben kommt es zur Schwellung der Makula mit der Folge einer fortschreitenden Minderung der Sehschärfe. Eine diabetische Makulopathie alleine verursacht jedoch nie eine vollständige Erblindung.

Die Diagnostik diabetischer Netzhautleiden erfolgt durch Spiegelung des Augenhintergrunds, durch Fluoreszenzangiographie, mit welcher Durchblutungsstörungen photographisch sichtbar gemacht werden können, und die Optische Kohärenztomographie (OCT) zur Messung des Schwellungsgrades der Netzhaut als Indikator für die Schwere der Durchblutungsstörung.
 
Die beste Behandlung eines diabetischen Netzhautleidens besteht zunächst in vorbeugenden Maßnahmen; hierbei nehmen eine optimale Führung von Blutzucker und Blutdruck sowie ein Verzicht auf Nikotin den höchsten Stellenwert ein. Ist erst eine behandlungsbedürftige Retinopathie aufgetreten, so ist die Laserkoagulation erkrankter Netzhautbereiche meistens die nächste Maßnahme; kommt es hierdurch nicht zu einer Stabilisierung, so können sich als weitere operative Verfahren eine Kältebehandlung (Kryokoagulation) oder eine Absaugung des Glaskörpers (Vitrektomie) als notwendig erweisen.
In den vielen Fällen, bei denen die Schwellung der Stelle des Schärfsten Sehens (Makulaödem) im Vordergrund der Erkrankung steht, hat sich die wiederholte Injektion gefäßabdichtender Medikamente (IVOM) als notwendige und effektive Therapie erwiesen.
 
c) Andere Durchblutungsstörungen der Netzhaut
Arterielle Gefäßverschlüsse (Arterienast- oder Zentralarterienverschluß) führen je nach Ausmaß des davon betroffenen Netzhautgebietes zu einer plötzlichen, schmerzlosen Einschränkung des Gesichtsfeldes bis hin zur vollständigen Erblindung. Eine Behandlung ist in der Regel nur dann sinnvoll, wenn sie innerhalb der ersten 12 Stunden nach Auftreten der Symptome erfolgt. Es ist also bei entsprechenden Beschwerden unbedingt erforderlich, sofort einen Augenarzt aufzusuchen. Jede Minute ist wertvoll!

Venöse Gefäßverschlüsse (Zentralvenenverschluß; Venenastverschluß) machen sich weniger akut bemerkbar und führen in der Regel nicht zu einem vollständigen Funktionsverlust des betroffenen Netzhautgebietes. Oft wird nur eine relative Einschränkung des Gesichtsfeldes, ein grauer Schatten oder eine verminderte Sehschärfe beobachtet. Dennoch sollte auch in diesen Fällen eine umgehende Vorstellung beim Augenarzt erfolgen. Langfristige Nachbehandlung ist erforderlich, um Spätkomplikationen zu verhindern, die auch nach Jahren noch auftreten können.

Häufige Folge venöser Durchblutungsstörungen ist eine chronische Schwellung der Netzhautmitte (Makulaödem) mit Minderung der Sehschärfe, die durch intraokulare Medikamenteninjektionen (IVOM) behandelt werden kann.

d) Netzhautablösung und verwandte Probleme
Die Netzhaut kleidet die Innenwand des Auges aus wie eine Tapete, sie ist an der Augenwand jedoch nicht festgewachsen oder festgeklebt, sondern wird alleine durch einen Sog festgehalten, der von den angrenzenden Zellen erzeugt wird.

In ihren Randbezirken reißt die Netzhaut gelegentlich spontan und ohne erkennbaren Anlaß ein. Dieser Vorgang kann sich durch Wahrnehmung heftiger Blitze oder auch durch das Auftreten zahlreicher schwarzer Punkte bemerkbar machen, die vor dem Auge herumzuschwimmen scheinen.
Durch den Netzhautriß gelangt nun das im Augeninneren befindliche Wasser hinter die Netzhaut; der Sog, der diese festhält, geht verloren, und sie beginnt sich um den Riß herum von ihrer Unterlage abzulösen. Dieser Prozeß kann in wenigen Tagen bis zu einer vollständigen Netzhautablösung fortschreiten.
Da eine abgelöste Netzhaut nicht mehr sehen kann, wird ein der Größe des abgelösten Netzhautbereiches entsprechender, dunkler Schatten bzw. Gesichtsfeldausfall wahrgenommen.
 
Es ist wichtig, bei Auftreten eines oder mehrerer der vorgenannten Symptome sofort einen Augenarzt aufzusuchen, denn auch hier ist die Behandlung umso einfacher und erfolgreicher, je früher das Problem erkannt wird.
 
Ist nur ein Riß entstanden, die Netzhaut aber noch nicht abgehoben, genügt oft eine einfache Laserkoagulation.
Ist die Netzhaut dagegen schon teilweise oder ganz abgelöst, muß das Auge operiert werden: durch eine Silikonschaumplombe, die außen auf den Augapfel aufgenäht wird, bzw. einen Gürtelfaden, den man um das Auge herumlegt, entsteht eine Beule der Augenwand in Richtung des Netzhautrisses. Dieser Buckel verstopft das Loch in der Netzhaut, die sich dann von selbst wieder anlegen kann.
In komplizierten Fällen jedoch genügen diese Techniken nicht; dann ist es erforderlich, im Rahmen einer großen Operation den Netzhautriß vom Inneren des Auges aus zu verschließen, wofür man Luft, Gas oder Silikonöl verwendet.